Adventskonzert 2025
Das Europäische Adventskonzert 2025 versammelte erneut über tausend Besucher*innen in der Sophienkirche und bot ein vielseitiges Programm aus gemeinsamem Singen, Lied- und Wortbeiträgen. Wir blicken zurück auf einen Abend, der gezeigt hat, wie verbindend Kunst wirken kann und wie sehr Vielfalt Europa bereichert. Ein herzliches Dankeschön gilt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die das Konzert ermöglicht hat.
Nach der musikalischen Eröffnung durch den Kapellchor des Staats- und Domchors Berlin begrüßte unser Ehrenvorsitzender André Schmitz-Schwarzkopf das Publikum. Begleitet von Oboe und Fagott sangen dann alle gemeinsam die Ode an die Freude und Mazda Adli war mit deutschen und iranischen Liedern zu hören. Marcia Cosme Dos Santos, Stipendiatin der START-Stiftung, trug dann ihren Poetry Slam mit dem Titel „Vielleicht“ vortrug. Der Text ist unten in Gänze nachzulesen.
Im zweiten Teil war die Band Folkadu an Trompete, Akkordeon und Oud mit zwei Liedern zu hören, bevor Dunja Hayali das Grußwort des Abends hielt. In dessen Mittelpunkt standen politische und gesellschaftliche Entwicklungen der letzten Jahre und Jahrzehnte – Fragen von Zugehörigkeit, Chancengerechtigkeit und Zusammenhalt betrachtet aus einer sehr persönlichen und bewegenden Perspektive. Musikalisch ging es danach weiter mit dem jungen Trio aus Luke Bishop, Gabe Miller und Ryah Lichtenstein sowie mit der Opernsängerin Michaela Kaune. Anette Schavan, Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und Bundesministerin a.D., verabschiedete schließlich die Teilnehmenden. Der gesamte Abend wurde musikalisch begleitet von Wanying Lin an der Orgel und Dirk Flatau am Klavier.
Besonders eindrücklich war, wie der Abend Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds zusammenführte. Ob bewegende musikalische Momente, energiereiche Wortbeiträge oder das gemeinsame Singen – immer wieder zeigte sich, wie verbindend Musik und Begegnung wirken können. Unterschiedliche Stimmen und künstlerische Stile verbanden sich zu einem Programm, das die Offenheit und Vielfalt Europas spürbar machte.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei unserem Partner, der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die die Veranstaltung ermöglicht hat und bei der Sophienkirche für die Gastfreundschaft.
-
Fotos von Anne Barth
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
“Vielleicht”
Von Marcia Cosme Dos Santos
Vielleicht ist Weihnachten
nicht nur dieser eine Tag,
an dem wir Zimtsterne essen
und uns gegenseitig erzählen,
wie sehr wir uns eigentlich lieben.
Vielleicht ist Weihnachten
nicht nur ein Datum im Kalender,
sondern ein Gefühl,
das sich weigert, sich einzuengen
zwischen Geschenkpapier.
Wir Menschen können mehr sagen
als nur „Frohe Weihnachten“
Wir können jeden Tag
unsere Herzen schmücken –
nicht mit Lametta,
sondern mit Freundlichkeit,
mit diesem warmen Funkeln,
das man nicht kaufen kann,
aber das alles heller macht.
Wir können unsere Gesichter
wie Lichterketten leuchten lassen,
mit einem Lächeln,
das nicht perfekt sein muss,
sondern einfach echt.
Ein Lächeln, das sagt:
„Ich seh dich.“
Ein Lächeln, das wie erste Schneeflocken fällt–
leise, aber mit großer Wirkung.
ja, wir können Menschen begegnen
ohne Vorurteile,
ohne das „Du bist anders“ im Blick,
sondern mit einem „Du gehörst dazu“.
So wie ich es drei Jahre lang erleben durfte –
bei START.
Ein Ort, an dem Türen nicht nur offen standen,
sondern wo jemand dahinter wartete
mit einem „Komm rein,
hier ist Platz für dich.“
Bei START war
jeden Tag die Möglichkeit zu wachsen,
an sich zu glauben,
neue Schritte zu wagen,
und vor allem:
nicht allein zu gehen.
Drei Jahre,
in denen ich Menschen getroffen habe,
aus Ländern, in denen ich nie war,
mit Sprachen, die ich nicht sprechen konnte –
aber mit Herzen,
die lauter waren als jede Grammatik.
Menschen, die mich gelehrt haben,
dass Herkunft keine Grenze ist,
sondern eine Geschichte,
die man gemeinsam weiterschreibt.
Menschen mit offenen Armen,
offenen Köpfen,
offenen Herzen.
Menschen, die gezeigt haben:
Du kannst was.
Du bist wichtig.
Du darfst mitreden,
mitgestalten,
mitträumen.
Vielleicht ist Weihnachten
genau das:
nicht der 25. Dezember,
sondern jeder Tag,
an dem wir einander Raum lassen,
zum Wachsen,
zum Scheitern,
zum Wiederaufstehen.
Jeder Tag,
an dem wir Liebe denken,
Großzügigkeit leben,
Annahme schenken,
Respekt nicht predigen,
sondern üben –
so lange, bis es sich
nicht mehr wie Übung anfühlt,
sondern wie Heimat.
Vielleicht ist Weihnachten
eine alltägliche Magie ,
die beginnt,
wenn wir uns trauen,
die Welt ein Stückchen wärmer zu machen –
ohne Applaus
und ohne Tannenbaum.
Vielleicht –
nur vielleicht –
ist Weihnachten nicht der Moment,
in dem wir Geschenke öffnen,
sondern der Augenblick,
in dem wir uns selbst öffnen.
Und wenn wir das schaffen,
dann wird jede Minute,
jeder Mensch,
jeder Ort zur Lichterkette der Hoffnung.
Dann ist Weihnachten
nicht nur ein Fest,
sondern ein Lebensstil.
Ein tägliches:
„Ich sehe dich.
Ich glaube an dich.
Und ich wünsche dir Licht.“