Interview mit dem Young European 2023 Mikuláš Lakatoš

Am heutigen Europatag spricht Mikuláš Lakatoš, der gerade als Young European of the Year 2023 ausgezeichnet wurde, über seine Arbeit und seine Vision für Europa. Mit Schwerpunkt auf der Stärkung der Rom*nja und LGBTQ+-Communities erklärt er uns, warum Chancengleichheit für alle wichtig ist und wie er die noch bestehenden Ungleichheiten bekämpft.

© Mikuláš Lakatoš

Hallo und herzlichen Glückwunsch, lieber Mikuláš! Kannst Du Dich kurz vorstellen und uns sagen, was Dich dazu bewegt hat, aktiv zu werden und Dich für eine gerechtere europäische Gesellschaft einzusetzen?

Mikuláš: Derzeit bin ich als politischer Berater, Community- und Jugendarbeiter, Dozent, Aktivist, Krankenpfleger und, wie ich glaube, als Stimme vieler ungehörter Personen tätig. Mein ganzer Weg als Aktivist entstand aus dem unmittelbaren Bedürfnis zu handeln, diejenigen zu verteidigen, die nicht in der Lage waren, ihre Bedürfnisse auszudrücken und ihre persönliche oder gemeinschaftliche Identität zu schützen. Während meiner Arbeit als Aktivist und in meiner beruflichen Laufbahn wurde ich sehr oft Zeuge der starken Unterdrückung verschiedener Mitglieder unserer Gesellschaft, wie z. B. marginalisierter Rom*nja-Communities, sozial und wirtschaftlich Benachteiligter, Mitglieder von LGBTQ+ und anderer. Die Tatsache, dass ich Hassreden und Ungleichheiten sehr oft am eigenen Leib erfahren habe, hat mir persönliche Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten in diesen Bereichen vermittelt und es mir unmöglich gemacht, untätig zu sein. Deshalb arbeite ich in unterschiedlichen Rollen an einer europäischen Gesellschaft, in der jeder Verantwortung übernimmt und zu einem starken, vernetzten, vielfältigen und offenen Europa für alle beiträgt!

Wie genau trägst Du zu so einem solchen Europa bei?

Mikuláš: Ich begann meine Reise als Freiwilliger des slowakischen Jugendrotkreuzes, wo ich mich darauf konzentrierte, öffentliche Erste-Hilfe-Schulungen anzubieten und Diskussionen unter Jugendlichen über Themen wie Drogenmissbrauch, sexuell übertragbare Infektionen/Krankheiten und vieles mehr zu organisieren. Dann begann ich, für eine andere Jugendorganisation als Betreuer, Dozent und Mentor mit den am stärksten benachteiligten, marginalisierten Rom*nja-Jugendgruppen zu arbeiten, um sie bei ihren Studien und Zukunftsplänen zu unterstützen und ihre sozialen Kompetenzen zu fördern. Nach Abschluss meines Studiums der allgemeinen Krankenpflege begann ich, im Bereich der neonatologischen Intensivpflege zu arbeiten. Ich freute mich damals sehr auf den Einstieg in den Gesundheitssektor, musste aber schnell feststellen, dass es in diesem Bereich viele politische Probleme gab.

Das führte dazu, dass ich meine Arbeit als Krankenpfleger aufgab und mich für ein Public Policy Studium einschrieb. Während dieser Zeit bekam ich dann die Gelegenheit, als Berater für Gesundheitspolitik im Bevollmächtigten Büro der slowakischen Regierung für Roma-Gemeinschaften zu arbeiten. Dort konnte ich insbesondere die Entwicklung der neuen Strategie und der Aktionspläne für die Gleichstellung, Eingliederung und Beteiligung von Rom*nja bis 2030 unterstützen. Ich freue mich sehr, dass ich meine Erfahrungen und mein Wissen aus der Praxis und aus dem Studium dort einbringen und einen wichtigen Schritt in meiner politischen Karriere machen konnte.

Neben diesen Bemühungen unterstütze ich LGBTQ+ Communities im Land. Ich habe mich an der Arbeit der ersten Rom*nja-LGBTQ+-NGO in der Slowakei ARA ART-SK (die nach Vorbild der tschechischen Hauptorganisation gegründet wurde) als Mentor und Dozent beteiligt. Dieser Bereich des Engagements ist für mich genauso wichtig geworden wie die anderen. Denn ein inklusiveres, offeneres, vielfältigeres und toleranteres Europa muss von vielen Seiten unterstützt werden!

Was sind die größten Herausforderungen, denen Du bei Deiner Arbeit begegnest, und wie willst Du die Auszeichnung nutzen, um sie zu überwinden?

Mikuláš: Als Rom*nja in einer Welt der Privilegierten sind wir sehr oft gezwungen, diskriminierende Strukturen an unserer eigenen Haut zu erfahren. Dieses Problem wird in unserer Gesellschaft stark durch die bestehenden Stereotypen und die homogenisierte Darstellung der Gemeinschaft verursacht, in der niemand als gebildet, ausgebildet und qualifiziert wahrgenommen wird. Wenn wir diese Herausforderungen meistern, können wir endlich unsere beruflichen Ziele erreichen und unseren Platz in der Gesellschaft einnehmen, als Gesellschaft lernen und stärker werden. Es liegt an uns allen, herausfordernde Zeiten und Faktoren nicht nur als schädlich, sondern auch als etwas zu definieren, das uns erlaubt, zu lernen und unsere Ziele zu erreichen.

Wie kann Deine Arbeit und Dein Engagement andere junge Menschen zu inspirieren und in ihrem Umfeld etwas zu bewirken?

Mikuláš: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ein gutes Beispiel für das Sprichwort bin: „Nichts ist unmöglich“. Wenn ich in der Lage war, eine Menge Herausforderungen, Ablehnung, Misstrauen und viele andere Hindernisse zu überwinden, die aus Rassismus und Stereotypen resultieren, dann ist das für jeden möglich. Es ist dabei wichtig, motiviert zu sein, eine Vision zu haben, sich die notwendigen Schritte zur Verwirklichung seiner Pläne bewusst zu machen und bereit zu sein, hart zu arbeiten. Gleichzeitig hoffe ich, dass meine Arbeit und die Arbeit vieler anderer zu mehr Chancengleichheit für alle jungen Menschen führen kann, sodass Rom*nja und andere marginalisierte Gruppen nicht besonders hart arbeiten müssen, um ihren Weg zu finden.

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