Interview mit Munira Mohamud, Young European of 2024

Im Interview stellt Munira Mohamud, Young European of the Year 2024, sich und ihre Arbeit als Aktivistin und Künstlerin vor. Sie erklärt, warum sich sich mit Rassismus, sozialer Ungerechtigkeit und Identität auseinandersetzt und spricht über Ziele und Herausforderungen. Zudem erzählt sie uns, wie sie andere junge Menschen dazu inspirieren will, sich zu engagieren und etwas in der Gesellschaft zu bewegen.

Photo: Stefanie Loos

Herzlichen Glückwunsch, liebe Munira! Kannst du dich unseren Leser*innen kurz vorstellen und erzählen, warum du dich für eine gerechtere europäische Gesellschaft einsetzt? 

Ich bin eine Aktivistin, Akademikerin und Künstlerin aus Österreich, derzeit studiere ich Sinologie und beschäftige mich mit Themen wie Antirassismus, Identität, Intersektionalität, Gemeinschaftsbildung und sozialer Gerechtigkeit. Meine Inspiration für eine gerechtere europäische Gesellschaft zu arbeiten, liegt in meiner eigenen Identität und meinen persönlichen Erfahrungen als Schwarze muslimische Frau. Aufgrund der direkten Konfrontation mit zahlreichen Ungerechtigkeiten habe ich entschieden, mich für aktive Veränderungen und die gleichen Rechte für alle Menschen einzusetzen –  unabhängig von ihrem Aussehen, Hintergrund, Glauben, ihrer Sexualität, Behinderung oder anderen Identitätsmerkmalen.

Wie genau sieht dieser Einsatz aus? Wo und wie bist du aktiv?

Ich versuche immer, mich an sehr verschiedenen Initiativen, Projekten und Arbeiten zu beteiligen, die Rassismus und Diskriminierung sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene  bekämpfen. So habe ich zum Beispiel schon viele Workshops und Schulungen mit verschiedenen marginalisierten Gruppen, insbesondere Jugendlichen, durchgeführt. Als Forscherin und Projektmanagerin im EU-Projekt „Butterfly Effect“ konzentriere ich mich zudem darauf, Hassvorfälle zu bekämpfen und junge Opfer durch einen intersektionalen und gendersensiblen Ansatz zu unterstützen. Als Künstlerin und Dichterin thematisiere ich Identität, Zugehörigkeit und soziale Gerechtigkeit und möchte damit  marginalisierten Stimmen Gehör verschaffen und den Dialog für Veränderungen öffnen.

Was sind einige der größten Herausforderungen, denen du bisher begenet bist? Kann der Preis dir dabei helfen, sie zu überwinden? 

Ich habe bereits viele  Herausforderungen in meiner Arbeit für soziale Gerechtigkeit erlebt. Dazu gehört das Navigieren durch gesellschaftliche und institutionelle Barrieren aufgrund meiner mehrfachen Identitäten als Muslimin, Schwarze Frau und Nicht-Staatsbürgerin in Österreich. Diese Herausforderungen bestanden darin, dass ich unterschätzt, übersehen und als Außenseiterin behandelt wurde. Trotzdem habe ich alternative Wege gefunden, mich zu engagieren und für Veränderungen einzutreten, zum Beispiel durch meine Kunst und meinen Aktivismus. Ich möchte die Anerkennung und finanziellen Mittel des Preises nutzen, um meine Workshops und Aktivitäten auszuweiten. So will ich ein breiteres Publikum erreichen, meine Netzwerkmöglichkeiten verbessern und meine Fähigkeit stärken, politische und systemische Veränderungen zu zu schaffen.

Was können andere junge Menschen von dir lernen? Was möchtest du ihnen mitgeben?

Trotz der Steine, die mir durch ‚Othering‘ (Andersmachung) in den Weg gelegt wurden, habe ich eine resiliente, kreative und strategische Herangehensweise an die Förderung sozialer Gerechtigkeit entwickelt. Ich versuche immer, Räume und Projekte zu transformieren, indem ich die Bedeutung von Intersektionalität, Gemeinschaftsbildung und den Wert vielfältiger Perspektiven für positive Veränderungen hervorhebe. Durch meine aktivistische und künstlerische Arbeit will ich junge Menschen motivieren, zu erkennen wie kraftvoll und großartig sie sind und sein können.

Vielen Dank!