„Die Geschichten junger Menschen zeigen uns, was Europa eigentlich bedeutet “

Tomáš Sacher ist seit dem 01. Januar neuer Geschäftsführer der Stiftung. Zuvor war er unter anderem als Präsident des Netzwerks der europäischen Kulturinstitute (EUNIC) in Berlin tätig. Im Interview stellt Tomáš sich vor, spricht über junges Engagement in Europa und gibt uns erste Einblicke in seine Pläne für die Stiftung.

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Willkommen in der Stiftung, lieber Tomáš! Was sind deine ersten Eindrücke und Gedanken?

Tomáš: Ich sehe hier viele engagierte Leute, die großartige Projekte umsetzen! Und ich freue mich wirklich sehr über den internationalen Geist in der Stiftung. Das Team arbeitet im Herzen Berlins und ist genauso vielfältig, wie die deutsche Hauptstadt – und wie Europa.

Du warst zuvor für mehrere europäische Projekte und Netzwerke tätig. Was waren dabei die prägendsten Erfahrungen? Und wie passen sie zu deiner neuen Position in der Stiftung?

Tomáš: Beim Gestalten des Kulturprogramms der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft, genauso wie im Berliner Netzwerk der europäischen Kulturinstitute, habe ich in einem Team mit Menschen aus vielen Ländern gearbeitet. Manchmal war das auch eine Herausforderung, weil nicht alle unter Europa das gleiche verstehen. Ich habe mich daher viel mit europäischer Identität, europäischen Werten und internationalem Engagement beschäftigt. Auch als Autor und Moderator habe ich versucht, diese Themen in der Öffentlichkeit zu stärken. Was mich zuletzt sehr geprägt hat, ist der Krieg in der Ukraine. Bereits vor 13 Jahren habe ich als Journalist aus Kiew und Donezk über die Bedrohung aus Russland berichtet und schon damals habe ich die Entschlossenheit der Ukrainer*innen bewundert. Ich bin sehr jungen Menschen begegnet, die bereit waren, ihr Leben für Ihre Zukunft in Europa hinzugeben, das hat mich stark beeindruckt.

Kannst du deine Pläne, vielleicht sogar eine Vision für die Stiftung skizzieren?

Tomáš: Die Schwarzkopf-Stiftung hat eine klare Ambition: die vielfältigen Stimmen jungen Europäer*innen zu vermitteln. Ich sehe unsere Arbeit als eine Art Plattform, die Geschichten von jungen Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Kontexten Raum gibt: mit unseren Stiftungspreisen, im Rahmen der Bildungsprogramme, oder in unseren vielseitigen Jugendnetzwerken. Ihre Geschichten zeigen uns allen, was Europa eigentlich bedeutet: gesellschaftliches Engagement, Solidarität und Demokratie, Kampf gegen Hass und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus – und eine funktionierende Debatten- und Diskussionskultur.

Warum ist junges Engagement so wichtig – in Europa, aber auch darüber hinaus?

Tomáš: Junge Menschen haben schon immer die Gegenwart bewegt und verändert. Ich selbst komme aus einem Land, das vor 34 Jahren durch die Studenten-Revolution zur Demokratie fand. Auch heute treiben viele Themen wie die Klimakrise die junge Generation zum aktiven Engagement in ihren Kommunen und Ländern. Die Welt scheint in den letzten Jahren komplizierter und düsterer geworden zu sein. Und die große Frage, wie wir reagieren sollen und wie das Projekt Europa künftig aussehen sollte, darf nicht ohne die junge Generation entschieden werden.

Was bedeutet Europa für dich, sowohl beruflich als auch persönlich?

Tomáš: Bereits als Abiturient wurde ich stark von dem Intellektuellen und damaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel beeinflusst. Er selbst hat sich immer als Europäer verstanden und für den ehemaligen Ostblock nach dem Ende des Kommunismus ein politisches Ziel definiert: zurück nach Europa. Einer seiner wichtigsten Texte hieß „Europa als Aufgabe“ und genauso habe ich es immer verstanden – Europa als etwas, das wir selbst definieren und wofür wir auch selbst verantwortlich sind. So sehe ich das bis heute und habe nun das riesige Glück, bei der Schwarzkopf-Stiftung diese Aufgabe weiterhin auch beruflich zu leben.

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