“Alle” ins Engagement holen? – Woran es scheitert und wie es gelingen kann

Termindruck, Alltagsstress und Veränderungsbereitschaft – unsere schnelllebige Gesellschaft kann ganz schön herausfordernd sein. Das Gefühl stets verfügbar und flexibel sein zu müssen, ist kein Einzelphänomen. Was bedeutet das für Menschen, die sich engagieren und für den guten Zweck einbringen wollen? Denn gerade in Deutschland steht das Ehrenamt nicht selten sinnbildlich für Verbindlichkeit. Es wird getragen von Menschen, die verlässlich über viel Jahre auffangen, was ansonsten liegen bleiben würde.

Doch schon heute merken wir, dass viele Formen des klassischen Engagements nicht mehr zeitgemäß sind. Gerade jüngere Menschen suchen flexiblere Möglichkeiten, um sich einzubringen: Zeitlich begrenzt, ortsungebunden und unbürokratisch.

Ebenso verändern sich individuelle Lebenslagen immer schneller und radikaler: Heute noch einen Job in der Hauptstadt, verschlägt es einen morgen in die Provinz. Wohin mit der Motivation fürs Engagement? Und vor allem: Wie können Organisationen, die auf Ehrenamt und Engagement angewiesen sind, solche Übergänge adressieren und sich zu Nutze machen?

Aber natürlich gibt es auch viele weitere Barrieren, die den Zugang zu Engagement erschweren. Wir wissen etwa, dass sich vor allem gut gebildete und erwerbstätige Menschen engagieren. Dass dies kein wünschenswertes Bild für die Zukunft ist, hat zuletzt ein breites gesellschaftliches Bündnis im Auftrag der Berliner Senatskanzlei zusammengetragen: Mit der nun vorliegenden Berliner Engagementstrategie liefert es konkrete Vorschläge, wie das freiwillige Engagement in der Hauptstadt bis 2025 gestärkt werden kann. Zum Beispiel durch die Verwendung einfacher Sprache, bessere Informationsaufbereitung, barrierefreie Orte sowie generell die Einbeziehung der Kompetenzen und Erfahrungen von Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung.

Wir wollen mit Organisationen und der Politik ins Gespräch kommen: Welchen Wandel brauchen wir, damit die Situation in einem Jahr eine andere ist als heute? Welche Wege gehen innovative Organisationen schon heute, um Menschen in ihren je individuellen Lebenslagen anzusprechen und die für sie passende Form des Engagements zu finden? An welche strukturellen Stellschrauben können Politik und Verwaltung drehen, um dem Ziel ein Stück näher zu kommen? Welche Fortschritte wurden seit Veröffentlichung der Berliner Engagementstrategie gemacht?

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Berlin ist die Europäische Freiwilligenhauptstadt 2021!
Im Rahmen des Aktionsjahres soll die Vielfalt an bereits bestehendem Engagement in der Stadt eine besondere Sichtbarkeit und Wertschätzung erfahren und für neues Engagement begeistert werden. Im Tandem mit betterplace lab verantwortet die Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa als Projektbüro die Steuerung und Umsetzung der zahlreichen Maßnahmen unter Einbeziehung von Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Unter dem Motto #EntdeckeDasWirInDir wird dabei auf die vier Schwerpunkte Innovation, Digitalisierung, Diversität und Europa gesetzt.