Inge-Deutschkron-Preis

Der Inge-Deutschkron-Preis will ehren und erhalten, wofür die Berliner Ehrenbürgerin, Autorin und Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron steht und ihr Leben lang gekämpft hat. Über Jahrzehnte klärte sie junge Menschen in Vorträgen, Lesungen und persönlichen Gesprächen über die Schrecken und das Leid des Nationalsozialismus auf. Dadurch wollte sie den Kampf gegen antisemitische Narrative und die Erinnerung an den Holocaust stärken und dem Aufleben rechtsradikaler Tendenzen entgegenwirken.

Der Preis zeichnet Projekte von jungen Menschen in Berlin aus, die an das Lebenswerk von Inge Deutschkron anknüpfen und es weiterführen. Dabei stehen die folgenden Themen im Mittelpunkt: die Rettung von Verfolgten in der Zeit des Nationalsozialismus; die Auseinandersetzung mit dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Nationalsozialismus nach 1945 in Berlin; und der Umgang mit nationalsozialistischen Täterinnen und Tätern nach 1945 in Ost- und West-Berlin.

Ihr könnte euch bewerben, wenn ihr zwischen 14 und 25 Jahren seid und in Gruppen von drei bis 30 Personen ein solches Projekt umsetzen wollt. Den Link zum Bewerbungsformular findet ihr unten, wir empfehlen euch, vor einer Bewerbung die aktuelle Ausschreibung und unsere Antworten auf Frequently Asked Questions zu lesen.

Der Inge-Deutschkron-Preis wird in Kooperation mit der Inge Deutschkron Stiftung und der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand vergeben und von der LOTTO-Stiftung Berlin gefördert.

Die ausgezeichneten Projekte 2025

„Ein Fest für Käte Laserstein“
Gail S. Halvorsen Schule

Anlässlich des 125. Geburtstags von Dr. Käte Laserstein, die von 1954 bis 1965 Lehrerin an der heutigen Gail S. Halvorsen Schule war, setzen sich Schülerinnen der 9. und 10. Klassen kreativ mit ihrer Biografie auseinander. Dr. Laserstein wurde während der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus dem Schuldienst entlassen, überlebte im Berliner Untergrund, emigrierte 1946 nach Schweden und kehrte später nach Berlin zurück. Die Schülerinnen gestalten eine künstlerische Geburtstagsfeier für die ehemalige Lehrerin, die sowohl reale Rückblicke als auch fiktive Projektionen beinhaltet. So entsteht ein lebendiger Beitrag zur Erinnerungskultur an der Schule und darüber hinaus.

„Inge Deutschkron: Eine Stimme gegen das Vergessen“
Inge-Deutschkron-Gymnasium

In einem Kurzfilm setzen sich Schülerinnen mit dem Leben von Inge Deutschkron während der Zeit des Nationalsozialismus auseinander. Sie übernehmen dabei selbst die Darstellung historischer Szenen und erzählen so die bewegende Geschichte der Berliner Jüdin, die im Untergrund überlebte und sich Zeit ihres Lebens gegen das Vergessen einsetzte. Ziel des Films ist es, insbesondere jüngere Schülerinnen – etwa an Grundschulen – für die Thematik des NS-Antisemitismus zu sensibilisieren und Empathie sowie Zivilcourage zu stärken. Das Projekt ist Teil einer intensiven Auseinandersetzung der Schulgemeinschaft mit der Biografie ihrer Namensgeberin – auch über den Unterricht hinaus, etwa durch Kunstausstellungen und Fotowettbewerbe.

„Chug Chaluzi: Unmöglicher jüdischer Widerstand im nationalsozialistischen Berlin?!“
Inge-Deutschkron-Gymnasium

Mit einem Podcast und einer begleitenden Ausstellung machen Schüler*innen die weitgehend unbekannte Geschichte des jüdischen Widerstandskreises Chug Chaluzi für ein junges Publikum zugänglich. Die Ausstellung ist zunächst für das schulische Umfeld geplant, soll aber perspektivisch auch als Wanderausstellung umgesetzt werden. Begleitend werden Archiv- und Recherchearbeiten durchgeführt, um historische Arbeitsweisen kennenzulernen und das Projekt wissenschaftlich zu fundieren. Ziel ist es, die kaum beleuchtete Geschichte dieser Widerstandsgruppe sichtbar zu machen und neue Impulse in der Erinnerungskultur zu setzen.

  • Auszeichnung des Projekts: Chug Chaluzi: Unmöglicher jüdischer Widerstand im nationalsozialistischen Berlin?!

    |Foto: Stefanie Loos

  • Auszeichnung des Projekts: Ein Fest für Käte Laserstein

    Foto: Stefanie Loos

  • Auszeichnung des Projekts: Inge Deutschkron: Eine Stimme gegen das Vergessen

    Foto: Stefanie Loos

  • Musikalisch begleitet wurde der Abend von Folkadu

    Foto: Stefanie Loos

  • Laudatio von Petra Pau

    Foto: Stefanie Loos

  • Grußworten von Kai-Uwe Peter

    Foto: Stefanie Loos

  • Grußworten von André Schmitz-Schwarzkopf

    Foto: Stefanie Loos

  • Foto: Stefanie Loos

  • Foto: Stefanie Loos

© Academy of Arts, Berlin – Inge Deutschkron Archive

Über Inge Deutschkron

Inge Deutschkron wurde 1922 in Finsterwalde geboren und wuchs in Berlin auf. Ihr Vater wurde 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft entlassen. Im Jahr 1939 gelang ihm die Flucht nach Großbritannien. Von 1941 bis 1943 arbeiteten Inge Deutschkron und ihre Mutter in der Blindenwerkstatt von Otto Weidt, der sie und andere verfolgte Jüdinnen und Juden vor der Deportation bewahrte. Anschließend wurden sie von Freund*innen versteckt gehalten und waren bis zur Befreiung am 08. Mai 1945 fast ständig auf der Flucht und lebten in der Illegalität.

Ab 1946 lebte Inge Deutschkron nach in Großbritannien, wo sie im Büro der Sozialistischen Internationale arbeitete. Später wurde sie Deutschland-Korrespondentin der israelischen Zeitung Maariv und berichtete über den ersten Auschwitzprozess in Frankfurt. In Reaktion auf den Umgang mit dem Holocaust und Israel in den Sechzigerjahren wanderte sie 1972 nach Tel Aviv aus.

1989 kam Inge Deutschkron das erste Mal wieder nach Berlin, um die Aufführung eines Theaterstückes zu ihrem Buch „Ich trug den gelben Stern“ zu besuchen. Ab 1992 pendelte sie, für Gespräche, Vorträge und andere Veranstaltungen zwischen Berlin und Tel Aviv. Mit fast 80 Jahren, im Jahr 2001, zog sie nach Berlin zurück und setzte dort bis zu ihrem Lebensende am 9. März 2022 ihr Engagement fort.

Für ihr Lebenswerk erhielt Inge Deutschkron zahlreiche Auszeichnungen und wurde 2018 Ehrenbürgerin von Berlin.

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